Seit 2005 gibt es eine enge Kooperation zwischen der Schule Steinfeld und einem Förderzentrum für Menschen mit geistigen Behinderungen in Oswiecim (Auschwitz) in Polen.
Zwei Lehrkräfte der Schule Steinfeld fuhren in den Osterferien 2004 nach Oswiecim, um einen deutsch-polnischen Schüleraustausch zu initiieren. Sie lernten vor Ort die Schule und die polnischen Kolleg*innen kennen und erfuhren viel über die Unterschiedlichkeit der Schulsysteme. Bereits beim ersten Treffen wurden Details für einen Schüleraustausch geplant.
Dieser fand im September 2005 mit dem ersten Besuch von 15 polnischen Schüler*innen und ihren Lehrkräften in Mölln statt. Neben zahlreichen kulturellen Aktivitäten wurden gemeinsam im Unterricht unzählige kleine Drachen hergestellt, die beim großen Abschlussfest unter dem Motto „Drachen verbinden“ als lange Drachenketten in den Himmel gelassen wurden.
Im Mai 2006 fand der Gegenbesuch von ebenfalls 15 Möllner Schüler*innen statt. Für fast alle Schüler*innen war mit dieser Fahrt der erste Auslandsaufenthalt verbunden. Das Thema der zweiten internationalen Begegnung war der Rahmenhandlung „Drachen“ gewidmet. Den Höhepunkt der Woche stellte die kooperative und öffentliche Aufführung der Drachensage Krakaus dar. Neben den spaßbetonten Erlebnissen und den neuen länderübergreifenden Schülerfreundschaften spielte bei dieser Reise auch die Auseinandersetzung mit dem Thema „Nationalsozialismus“ durch den Besuch der Gedenkstätte Auschwitz / Birkenau eine große Rolle.
2007 kam es zum erneuten Besuch einer polnischen Gruppe in Mölln, bei dem unter dem Motto „Spiele ohne Grenzen“ vielfältige sportliche Aktivitäten durchgeführt wurden. Hierzu zählten u.a. ein Sponsorenlauf für Unicef, das Durchführen eines Fußballturniers sowie der Besuch eines Fußballländerspiels in Hamburg. Nach einer Vielzahl weiterer kultureller Veranstaltungen beendete ein großes Schulfest die gemeinsame Woche.
Im Mai 2008 reisten wieder Schüler*innen und Lehrkräfte der Schule Steinfeld nach Oswiecim. Diese Fahrt hatte das Thema „Berge“ als inhaltlichen Schwerpunkt. Besonders beeindruckend war für die Schüler*innen der Ausflug in die Karpaten, da viele der Jugendlichen zuvor noch niemals in den Bergen gewesen waren.
Beim polnischen Schülerbesuch 2009 stand das Projekt „WASSER & MEehR“ im Mittelpunkt des Geschehens. Neben gemeinsamen klassenübergreifenden Projekten und Experimenten zum Thema „Wasser“ fanden zahlreiche Exkursionen statt, in denen den polnischen Gästen der lokale Bezug von Mölln und Schleswig-Holstein zur Seenlandschaft und zum Meer nahegebracht wurde. Für die meisten polnischen Schüler*innen waren die Ausflüge an die Ostsee sehr nachhaltig, da viele niemals zuvor am Meer gewesen waren.
Beim Besuch der Möllner Schüler*innen 2010 in Oswiecim tauchten die Jugendlichen im Rahmen des Themas „Expedition nach Bodenschätzen“ in die Tiefen eines Bergwerkes ab und erlebten eine aufregende Nacht unter Tage.
Höhepunkt beim Schüleraustausch zum Thema „Die Welt der Hanse“ war 2011 die Tagesfahrt mit der „Lisa zu Lübeck“, einem Kraweelennachbau aus der Hansezeit.
Die langjährige deutsch-polnische Schulpartnerschaft ist für die gesamte Schulgemeinschaft von eminent großer Bedeutung. Mit besonderer Vorfreude und intensiver Planung werden die bevorstehenden Besuche von allen Schüler*innen ersehnt.
Unser internationaler Schüleraustausch mit seiner unterrichtlichen Thematisierung und vor allem den unmittelbaren Begegnungen vor Ort bietet die großartige Möglichkeit, den Erfahrungshorizont unserer Schüler*innen und Schüler zu erweitern und leistet einen wertvollen Beitrag zur internationalen Völkerverständigung und zum interkulturellen Lernen. Die Lebensrealität der meisten Schüler*innen mit geistiger Behinderung ist derart gestaltet, dass die Möglichkeit zu internationalen Erfahrungen und Begegnungen im privaten Bereich nicht gegeben sind. Der internationale Schüleraustausch bietet ihnen somit elementare Erfahrungswelten, die ihnen sonst zeitlebens verschlossen blieben.
Die Schüler*innen sind angehalten, sich Wissen über das zu besuchendem fremdem Land anzueignen, es mit seinen kulturellen, sprachlichen, politischen, historischen, sozialen und geographischen Besonderheiten kennen und schätzen zu lernen.
Ebenso wird das Bewusstsein für das eigene Land und seinen eigenen kulturellen Wurzeln sensibilisiert. Denn im Schüleraustausch erfahren die Schüler*innen sich als Repräsentanten ihrer eigenen Kultur und ihres eigenen Landes und geraten in die Situation, anderen Informationen über die eigenen Lebensformen zu geben. Diese Tatsache führt dazu, nationenübergreifend Toleranz und Verständnis zu schaffen und durch die Sensibilisierung für die Andersartigkeit eines fremden Kulturkreises gegenseitige Vorurteile abzubauen.